Beim letzten Mal auf dem Nürburgring hab‘ ich weiter versucht, den
Grenzbereich der C7 Grand Sport auszuloten und die
Programmierung der Sicherheitssysteme (insb. Traktionskontrolle, ABS und Regelung der Motorleistung) besser zu verstehen.
Ich vergleiche es erst einmal wieder mit dem
Camaro, weil es dort recht einfach und anschaulich ist. Beide Fahrzeuge fahre ich auf dem Track im – Überraschung – sog.
Track Mode. In diesem Modus sind die Sicherheitssysteme deutlich zurückgenommen, aber weit hinten noch aktiv. Es gibt bei beiden Fahrzeugen daher – unterschiedliche – weitere Möglichkeiten der Reduzierung der Systeme bis hin zum vollständigen Abstellen.
Beim Camaro greifen die Systeme im Track Mode
angenehm spät ein. Man kann also recht zügig unterwegs sein, ohne dass die Systeme andauernd nerven (danke an GM dafür!
). Recht deutlich merkt man die Regelung der Motorleistung allerdings beim flotten Herausbeschleunigen aus der Kurve: Wenn die Systeme da einen Haftungsverlust der Hinterachse befürchten, dann spürt man, wie die Motorleistung zurückgenommen wird, bis der Wagen am Kurvenende (fast) gerade steht. Dann dauert es noch ein Sekundenbruchteil, bis die Motorleistung wieder vollständig freigegeben wird. Das mag sicher sein, macht aber tendenziell langsam.
Spürbar besser wird es beim Camaro, wenn man im Track Mode die
Option „Sportliches Fahren“ (oder so ähnlich, ich vergesse immer wieder die Bezeichnung der Funktion…) aktiviert: Dann erlauben die Systeme, auch am Kurvenausgang, einen Haftungsabriss der Hinterachse und ein leichtes Ausbrechen des Fahrzeugs. Man kann so auch, ob man will oder nicht, einen kurzen Drift hinlegen, bevor das System einen Abflug ernstlich befürchtet und dezent beim Einfangen des Fahrzeugs unterstützt (was nicht heißen soll, dass das Einfangen dann auch wirklich immer noch funktioniert). Bei einer Regenfahrt auf dem übel rutschigen GP-Kurs konnte ich das sehr gut ausloten - mit wenig Risiko und viel Spaß.
Bei der
C7 Grand Sport liegt der Grenzbereich (wie schon mal erwähnt) deutlich weiter hinten, und auch die Sicherheitssysteme greifen – jedenfalls nach meinem bisherigen Eindruck – noch später und maßvoller ein. Vielleicht fahre ich immer noch zu selten am Grenzbereich entlang, aber mein Eindruck ist derjenige, dass beim Herausbeschleunigen aus der Kurve ein etwaiges Wegregeln der Leistung noch dezenter passiert. Jedenfalls passiert es mir mit der C7 GS durchaus, dass sie in schnellen Kurven auch mal (je nach den Gegebenheiten) leicht über alle vier Räder wegrutscht oder (beim Herausbeschleunigen) hinten auskeilt, ohne dass die Systeme spürbar eingreifen. Ob das tatsächlich objektiv so ist, oder eher ein subjektiver Eindruck, ist allerdings fraglich. Denn die Aufnahmen der Stints mit dem
Performance Data Recorder („PDR“) dokumentieren immer mal wieder (durch die Einblendung eines "Schleudersymbols") die Aktivierung eines Regelsystems – und zwar auch dann, wenn ich es im Fahrzeug gar nicht wahrgenommen habe. Jedenfalls zeigt das, wie
hervorragend die Systeme programmiert sind - nämlich den Fahrer unterstützen, nicht behindern.
Der nächste Schritt wird also die weitere Zurücknahme der Regelsysteme im Track Mode sein. Im Gegensatz zum Camaro bietet die C7 GS dabei 5 Stufen (das Ganze nennt sich
Performance Traction Management, kurz „PTM“). Dazu brauche ich aber wahrscheinlich noch etwas mehr Übung mit dem Fahrzeug.
Noch ein Wort zu den
Bremsen: Während ich mit dem Camaro das Anbremsen vor den Kurven (und in die Kurven hinein) jedenfalls nach meinem subjektiven Empfinden in der Regel gut hinbekomme, passiert es mir bei der C7 GS bislang ziemlich oft, dass ich ins ABS hineinbremse. Man sieht das auch gut an der Aufnahme des PDR, wenn bei jedem zweiten oder dritten Anbremsen das "Schleudersymbol" blinkt.
Nun könnte ich sagen, dass die Bremse beim Camaro zwar schwerer anspricht (d.h. dem Pedal weniger Bremskraftunterstützung liefert) als bei der Corvette und bei der Letzteren die Bremse daher schlechter beherrschbar ist. Die Wahrheit ist aber wohl eher, dass es am Fahrer liegt.
Ich bin wirklich begeistert, wie spät man bei der Corvette auf die Bremse gehen kann und wie stark und schnell sie dann verzögert, aber dafür stellt das gezielte Bremsen eben auch höhere Anforderungen an den Fahrer. Das muss der Fahrer wohl erst noch richtig lernen.
Nochmal, weil ich das wirklich heftig finde: Wenn ich hinter flotten Fahrzeugen fahre, dann bremse ich nahezu immer später als die (natürlich mit ausreichenden Sicherheitsabstand) – nur um dann häufig festzustellen, dass es immer noch zu früh war und bis zur Kurve noch Luft ist. Damit komme ich nicht selten an schnelle Fahrzeuge wieder heran, die mir zuvor auf der Geraden ordentlich davon gefahren sind.
Was jetzt nicht heißen soll, dass ich auf der Strecke schnell wäre. Bin ich nicht, schon weil ich der auf den Geraden häufig nicht voll und bis zum letzten Quäntchen durchziehe und Fahrer hinter mir immer brav vorbeilasse.