Ich sehe das ganz ähnlich. Das Serienfahrwerk mit vernünftigen Reifen in Seriengröße ist ein sehr guter Kompromiss für dieses Auto, wobei Kompromiss nicht negativ gemeint ist. Es muss allerdings sauber gefahren werden, und da liegt der Haken.
Die Abstimmung, die Markus am Serienfahrwerk vornimmt, verschiebt die Auslegung in Richtung Sportlichkeit und Fahrbarkeit. Das geht dann vielleicht zu Lasten des Abrollgeräusches und des Reifenverschleißes, denn die neuen Möglichkeiten animieren natürlich zu schnellerer Kurvenfahrt. Auch beim M - wie bei allen halbwegs modernen BMW incl des aktuellen M3 - findet sich eine Untersteuertendenz, die bewußt eingerichtet wurde, und das zu Recht. Das läßt sich reduzieren, doch mit dem gewachsenen Grip auf der Vorderachse wachsen auch die Anforderungen an den Fahrer, mit dem Auto in Grenzsituationen fertig werden zu können.
Mit der Abstimmung des Serienfahrweks hält das Auto viel besser auf der Vorderachse, lenkt präzise, aber nicht ganz so giftig ein und bleibt im Grenzbereich so gutmütig, wie das beim M eben sein kann.
Geht man vom Serienzustand weg, gibt es sofort Probleme, weil eben die Zone des sicheren Kompromisses verlassen wurde. Aktuell gerade erst haben wir festgestellt, dass ein um 0,2 bar zu hoher Luftdruck bei 19"-Rädern schon ausreicht, um das Auto jenseits der 210 km/h fast unfahrbar zu machen. Bei 20"-Rädern wird das noch sensibler sein, da Schwankungen des Luftdrucks bei der geringen Luftmenge im extremen Niederquerschnitt noch stärker zu Buche schlagen.
Ändert man nun am Fahrwerk herum, wird es unter Umständen sehr kritisch. Damit meine ich nicht das normale Fahrverhalten, sondern das Verhalten in Grenzsituationen. Lest mal hier im Forum und anderswo nach, wie typische Unfälle mit dem M aussehen: Jemand fährt (meist ohne DSC, man ist ja so sportlich) in eine enge Kurve hinein, steigt aufs Gas, urplötzlich bricht das Heck aus und die Karre fährt innen gegen die Leitplanke oder Böschung.
Was passiert da?
Die Lenkung ist sehr spitz ausgelegt, nicht vergleichbar mit der des 3.0si. Sehr leicht überzieht man die Lenkung, besonders dann, wenn die Hände nicht in der richtigen Haltung sind, und wenn am Lenkrad gezogen und nicht geschoben wird bei der Drehung. Durch das Gasgeben in der Kurve setzt sich zudem das Auto hinten in die Federn, was einen Mitlenkeffekt der Hinterachse auslöst. Der Fahrer merkt, dass sich das Auto in die Kurve hineindreht, erschreckt sich, macht die Lenkung etwas auf (vielleicht etwas zu viel) und nimmt den Fuß vom Gas. Prompt schwingt das Heck herum und die Kiste ist nicht mehr zu halten.
Dieser Effekt zeigt sich besonders dann, wenn es noch eine Bodenwelle in der Kurve gibt und wenn das Auto tiefergelegt wurde. Der 3.0si hat diesen Mitlenkeffekt nicht, er hat völlig andere Anlenkpunkte für die Hinterachse, eine andere Lenkung, und er hat natürlich keine Sperre.
Man kann diesen Effekt mildern und das Auto fahrbarer machen. Damit schlägt sich Markus nun schon eine ganze Weile bei unserem Rennauto herum. Winzige Feinheiten in der Abstimmung haben eine große Auswirkung, Einstellungen von Dämpfern, Federraten etc sind sehr kritisch und können das Auto bei richtiger Anregung durch Bodenwellen zu einem Katapult machen.
Bei allen anderen Autos hier, also E85 < M, E86 3.0si, E89, kann man durch andere Federn, Stabis, Gewindefahrwerke, Reifen etc nicht viel verkehrt machen. Einige Dinge bringen eine leichte Verbesserung, andere bringen keine. Richtige Fortschritte macht man nur, wenn das Gesamtpaket vernünftig abgestimmt wird.
Beim M sieht das anders aus, da bringt eine Änderung in aller Regel erst einmal keine Verbesserung, sondern nur eine Erhöhung des Abflugrisikos. Das gilt auch für ein KW V3, wenn es nicht eingestellt ist.
Ich neige ja sowieso nicht so recht zum Eisdielentuning mit großen Felgen etc, aber beim M kann ich nur dringend davon abraten, egal wie schön die einzelnen Dinge vielleicht am Auto aussehen. Alternativ kann man den M natürlich wie einen 3.0si oder langsamer fahren, dann reduzieren sich die Probleme natürlich.
