Der Spiegel hat ganz vortrefflich gerechnet. Demnach könnten "plausibel und methodisch nachvollziehbar"
bis zu 140 Verkehrsunfalltote durch ein generelles Tempolimit verhindert werden. Das haben wir gewiss alle verstanden. Denn Berechnungsmodelle sind immer ein tolle Angelegenheit.
Allerdings frage ich mich, wie man die bis zu 140 errechneten Todesopfer vermeiden möchte, wenn doch der Artikel selbst folgendes ausführt:
(...) Dass die so ermittelte Zahl der vermeidbaren Todesfälle plausibel ist, legt auch eine andere Rechnung nahe: Im Jahr 2017 wurden in Autobahnabschnitten ohne Tempolimit 114 Todesfälle mit der Unfallursache "nicht angepasste Geschwindigkeit" erfasst. Teile dieser Unfälle dürften dabei auch bei gefahrenen Geschwindigkeiten von unter 130 km/h zustande gekommen sein (z.B. Aquaplaning-Unfälle). Grob geschätzt ist bei dieser Herangehensweise von einer knapp dreistelligen Zahl an jährlichen Todesfällen auszugehen, die sich mit einem Tempolimit hätten verhindern lassen. (...)
[nachträgliche Hervorhebungen]
Demnach gab es im Jahr 2017 doch "lediglich" 114 Todesfälle im Bereich unlimitierter Autobahnen, die auf die Ursache "nicht angepasste Geschwindigkeit" zurückgeführt werden können. Das ist eine Tatsache und keine bloße Berechnung. 114 Tote wären 2017 das tatsächlich vermeidbare absolute Maximum gewesen.
Wenn man also dieser bloßen Berechnung Allgemeingültigkeit zuschriebe, hieße das, dass mit Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen
bis zu -26 Tote rechnerisch entstünden. Denn mehr als 114 Tote - die überhaupt infrage kämen - gab es tatsächlich nicht, obwohl sich doch
bis zu 140 Tote der Berechnung nach vermeiden ließen.
Welchen konkreten Rückschluss soll man denn nun aus dieser "plausiblen und methodisch sauberen" Berechnung ziehen?
Bedenkt man anschließend ferner, dass "nicht angepasste Geschwindigkeit" mitnichten allein ein paar wenige Aquaplaningunfälle erfasst, sondern schlichtweg der allgemeine "Auffangtatbestand" ist, wenn eine Unfallursache nicht abschließend anderweitig zugeordnet werden kann*, zeigt diese (ohnehin schon negative) Differenz doch deutlich die Diskrepanz zwischen dieser theoretischen Berechnung und den tatsächlich erzielbaren Effekten auf.
Aber gewiss ist dies wieder einmal nur eine "geschönte" Berechnung, die überhaupt nicht zutreffen kann. Schließlich ließen sich doch
bis zu 140 Menschenleben retten.**
Aber das war nun genug für meine heutige Kurzweil.
*) Das ergibt sich bereits aus dem Wortlaut des § 3 Abs. 1 StVO. Demnach ist die Geschwindigkeit schließlich so zu wählen, dass es zu überhaupt keinen Unfall kommen sollte.
**) Welchen tatsächlich-effektiven Faktor dessen würde eigentlich ein Verbot von Alkohol und Tabak zur Folge haben? Reichen hierbei überhaupt noch 10er-Schritte?